Samstag, 1. September 2012

Weites Land, endloser Himmel


Das ist also Kanada, wie es "normal" (und ohne Touristen) ist, jedenfalls im Westen und in der Mitte größten Teils. Ein weites Land, hügelig, voller Kornfelder und Weiden, Seen und Buschland, und das alles endlos. Endlose Weite. Endloser Himmel. "Land of Living Skies." Das ist das Motto von Saskatchewan, das auf jedem Autoschild prangt. Und es stimmt. Ansonsten steht für Saskatchewan das Ährenbündel: Grain, grain, und nochmal grain, soweit das Auge reicht nur Kornfelder. Und Weiden. Und Angus -Rinder. Und gelegentlich auch Büffelherden, Bisons (gesprochen "beiss'n"). Gleich morgens nicht weit hinter Edmonton, also noch in Alberta, sehe ich eine solche. Nicht im offenen Land, auf großer Weide. Büffel fürs Bison-Steak.

Das klingt langweiliger, als es in Wirklichkeit ist. Nun, eine 700 km Fahrt durch diese endlose Prärie-Landschaft (früher einmal mit Gras- und Buschland bewachsen) ist nicht der wahnsinnige Aufreger, aber eben doch von eigenartiger Schönheit. Man muss die Weite erst einmal in sich aufnehmen. Der Himmel ist wirklich beeindruckend, wenn man "die Wetter" schon Kilometer im Voraus sieht und dann da durch fährt, durch Regen oder Gewitter, ich hab beides erlebt. Und wieder die Sonne. Irgendwie toll. Diese Weite muss einmal so abenteuerlich gewesen sein wie eine Fahrt über das Meer. Schon wegen der Orientierung.

Das Meiste ist jetzt Kulturland, nur weiter nach Norden, also hinter Prince Albert auf den Nationalpark zu, wird es waldiger. Die Seen werden noch häufiger. Überhaupt gibt es hier, vor allem entlang des North Saskatchewan River Valley, jede Menge Feuchtgebiete. Soviel Wasser-Federvieh wie heute habe ich noch nie an einem Tag gesehen. Der Yellowhead Highway (warum der so heißt, lest bei Wikipedia nach) folgt hier diesem Tal. Aber auch weiter hinauf nach Prince Albert nehmen die Gewässer eher zu. Zu gucken gibt es wahrlich genug. Langweilig ist mir nicht geworden, im Gegenteil.

Obwohl, 700 km durch dieses Land sind schon ein Dingen. Vor allem wenn man es nicht kennt und nicht weiß, wo es Tankstellen gibt. Ich habe vorsichtshalber (und vorgewarnt vom Barkeeper in Edmonton: "watch your petrol") in jedem wichtigen Ort mit Gas Station nach getankt. War aber nicht richtig nötig, es gibt in regelmäßigen Abständen genug Tank - Möglichkeiten. Abseits des TCH 16 (Yellowhead) sieht es allerdings etwas "seltener" aus, wie ich auf den 200 km nach Prince Albert bemerkte. Aber davor hat man natürlich den Tank voll.

Warum nun gerade dieser weite "Ritt" (ride heißt es ja englisch, wenn man Auto fährt) zum Prince Albert National Park nach Waskesiu? Weil ich einmal ursprüngliches Kanada möglichst ohne Touristen erleben will. Das ist mir voll gelungen. Hier in Waskesiu ist schon ein Autokennzeichen aus Alberta, wie auf meinem Mietwagen, etwas Exotisches. Hier sind nur Canadians aus Saskatchewan, vor allem aus Saskatoon. Waskesiu ist ihre Riviera, ihre Copacabana: Badesee, Strand und Erholungspark in einem. Klar, es ist Nationalpark mit allen damit verbundenen Einschränkungen des Kommerzes. Das ist nur gut so. Denn die Landschaft ist trotz Regens herrlich.

Mir fällt als Vergleich und das auch nur von Bildern und vom TV, Masuren ein: Viel Wald, Laubwald (gabs in den gesamten Rocky Mountains nicht) mit Birken, Erlen und "Aspen", also den Zitterpappeln mit dem "Espenlaub". Dazwischen immer Kiefern und Fichten, die kanadischen Spruces. Und Seen und Gewässer, Lichtungen und Hügel ohne Ende. Skandinavisch vielleicht. Es gibt viele Möglichkeiten, den Park zu Fuß, mit dem Rad oder Boot zu erkunden. "Bear Country" ist es natürlich auch wieder. Eben so ist Kanada auch. Ehe es noch weiter nördlich ganz in die wilde Tundra übergeht. In La Ronge, noch 180 km nördlich von hier, hört dann auch die asphaltierte Straße und die zivilisierte Welt auf.

Waskesiu ist ein sehr netter Ort, der einzige im Nationalpark direkt am See mit allem Drum und Dran: Cafes, Restaurants, Hotels, kleinen Geschäften, Bäckerei, Boutiquen und vielen, vielen Campgrounds. Hier ist jetzt am letzten langen Sommer-Wochenende, dem Labour Day Weekend, noch einmal alles voll und ausgebucht. Danach wirds sehr ruhig hier, bis zum nächsten Sommer. Das habe ich also noch allerbestens abgepasst. Heute das Dinner im gepflegten Hawood Inn war vom Feinsten. Damen mit High Heels. Ich lag fast flach - das im tiefsten Kanada! Aber auch Herren, die in Baseball Kappe auf dem Kopf ihren Burger verspeisten. Das geht hier alles zusammen. Völlig unkompliziert. Hab mich eben mit dem "Empfangschef" am Frontdesk meines Hotels unterhalten, armer netter Kerl. Dies Hotel hier hat seine besten Tage hinter sich, eine abgewirtschaftete Kaschemme, von wegen "Lakeview Resort". Das Resort verfällt, sieht übel aus. Aber der noch als Hotel betriebene Anbau ist einigermaßen ok. Bett und Bad sind sauber, WiFi funktioniert bestens, erstaunlich schnell. Also was will der Mensch mehr.

Wenn es morgen weiter regnen sollte, mache ich mir einen geruhsamen Tag im nahen "Strandcafe", mit Internet natürlich. Abends im Hawood Inn habe ich schon wieder reserviert. Was solls, Kanada ist schön!

Alle Fotos nochmal  hier im Webalbum.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen