Sonntag, 9. September 2012

Im Rückspiegel

Gibt es eigentlich ein Leben ohne Tim Hortons? Unschlagbar günstig und gut, wenn es ums Frühstücken oder einen Snack zwischen durch und ums Mail-checken geht. Gibts überall (nur nicht in National Parks), fast öfter als Starbucks. Apropos: Gibts ein lebenswertes Leben ohne Starbucks? Ich habe echte Zweifel. Hab dort immer wieder sehr nette Leute getroffen. Ist bei uns so nicht. Wird mir fehlen. Aber kommen wir zu Wichtigerem. Freien Zugang zum Internet. Das ist ein wesentlicher Unterschied zu uns in D. Jedes Restaurant, Café, Pub, auch die meisten Geschäfte und öffentlichen Einrichtungen, Hotels sowieso, bieten freies WiFi an. Und wirklich schnelles Internet, Highspeed. WLAN ist also allgegenwärtig. In den großen Städten kommt man leicht von einem Zugangspunkt zum nächsten. Selbst in entlegenen Gebieten mag es mit dem Mobiltelefon schlecht sein, Internet geht immer (auch über Satellit). Das zeigt sich dann auch im Alltag deutlich. Smartphones und Tablets sind völlig Teil des Alltags, sehr viel stärker als bei uns. Vielleicht sollte die „Internetgemeinde“ in der „Provinz“ Germany mal stärker für eine sehr gute kostenlose und flächendeckende Versorgung mit dem Netz einsetzen, statt sich über jede Kleinigkeit werweißwie aufzuregen.


Ruhiger Autoverkehr. An die Geschwindigkeitsbegrenzungen auf 100 (Hwy) oder 110 (4 spurig) km/h gewöhnt man sich leicht. Wird auch überall recht gut eingehalten. Nur im hektischen Stadtverkehr von Calgary wird gerast. Und in Saskatchewan. Dort wird das Limit in der Regel locker um 20 % überschritten. Man muss sich anpassen, sonst hat man die Trucks & Trailors ständig im Nacken. Insgesamt ist es aber doch viel weniger hektisch und aggressiv als bei uns. Klar, die weiten Strecken machen einen ganz von alleine ruhiger. Dennoch: Plädoyer für ein Tempolimit bei uns!


Freundlichkeit und Höflichkeit. Gilt schon der US-Amerikaner als freundlich, so ist es der Kanadier weitaus mehr. Die Freundlichkeit und Offenheit wirkt weniger aufgesetzt, sondern natürlich und ungezwungen. Dies gilt natürlich in der Tendenz, Ausnahmen gibt es immer, aber doch sehr wenige. Die Offenheit und unformelle Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft ist mir immer wieder sehr angenehm aufgefallen, besonders dort, wo weniger Touristen waren. Kanada pur also. Die Weite des Landes und die dünne Besiedlung im Vergleich zu uns haben es wohl im Bewusstsein gehalten, dass man auf einander angewiesen ist. In der Wildnis sowieso.


Sauberkeit und gute Ordnung: Selbst in Hotels, die von außen wenig einladend aussahen, waren die Zimmer doch stets sauber und ok. In Restaurants ist es ebenso. Bei den Tankstellen können sich eigentlich sämtliche deutschen Tank- und Raststationen ein Beispiel daran nehmen, was in Kanada die Sauberkeit der Toiletten (Washrooms) angeht. Man ist also stets gut und anständig versorgt unterwegs. Denn auch frischen Kaffee gibts eigentlich überall „for to go“. Ideal. Ein bisschen blöd ist es, dass manche Tankstellen, besonders die großen Unternehmen Esso und Shell, stets auf Vorkasse bestehen. Da ist das mit dem Volltanken zumindest auf Kreditkarte schwierig. Man muss dann abschätzen, was man braucht. Es gibt aber auch Tankketten, die da anders und bequemer verfahren, Petro-Canada zum Beispiel und Husky. Meine Favoriten. Pay at the pump, ganz einfach auch Volltanken, mit internationaler Kreditkarte. So muss das sein.


[Thema Auto. Wen das nicht interessiert, kann den Absatz überspringen.] Nicht als kanadische Eigenart, aber als etwas, das ich auf der langen Reise durch Kanada sehr geschätzt habe, das war das Auto, das ich hatte. Immerhin sind es in Kanada etwas mehr als 6500 km gewesen, die ich in 4 Wochen gefahren bin. Das ist schon ein Härtetest. Insgesamt kommen noch knapp 1500 km in Alaska (mit anderem Mietwagen) hinzu, so dass ich insgesamt rund 8000 km abgerissen habe. Neuer Rekord für mich auf einer Reise! Zurück zu Kanada. Ich hatte dort einen neuen Kia Rio gdi. Einfach super. Platzmäßig reicht der locker für zwei. Absolut leiser Motor, das Luftgeräusch beim Fahren ist lauter. Total bequemes Sitzen; ich hatte während der gesamten Fahrt keinerlei Rückenprobleme. Akzeptabler Verbrauch (6,5 l über Land). Viele Annehmlichkeiten in der gut durchdachten Ausstattung, wie z. B. die Armlehne in der Mitte, an die ich gewöhnt bin. Tolles Media-System mit USB-Anschluss und Sat-Radio. Wie das technisch gelöst wird, ist mir schleierhaft, de facto hatte ich aber in allen Gebieten, wo FM gar nicht und AM nur schlecht empfangen wurde (und cell phone tot war, z.B. in der Mitte von Vancouver Island und auf Gebirgsstrecken) absolut klaren Empfang jeder Menge Radiokanäle über Satellit. Wo steckt da die Antenne? Keine Ahnung, funktioniert aber wunderbar in jeder Region, die ich durchfahren bin. Finde ich super. Man kann ja leider nur die Typklasse buchen, aber der Kia Rio wäre für mich derzeit erste Wahl. Ich überlege, ihn zu Hause zu kaufen. Der Fahrkomfort ist toll. Nur der Verbrauch könnte noch etwas besser sein. Jedenfalls hat mir das Fahren die ganze Reise lang dank bestem Cruise-System viel Spaß gemacht! [Thema Auto Ende.]


Es ließe sich noch so viel mehr schreiben, wenn man auf eine solch lange Reise zurück blickt. In den letzten Tagen sind die Eindrücke aus den Anfangstagen in Alaska schon etwas verblasst. Zu viele neue Eindrücke und Erfahrungen sind fast täglich dazu gekommen. Was wirklich hängen bleibt, werde ich erst in ein paar Wochen besser wissen.  Es war viel, es war sehr viel an Eindrücken, Erlebnissen, Begegnungen, Nachsinnen, Schauen, Fühlen, In-sich-Aufnehmen. Verarbeiten. Voll bis an den Rand.


Was noch? Ach ja, das Resumee. Es war eine tolle Reise. Alaska war der Wahnsinn, da hätte ich gerne mehr Zeit gehabt, um weiter in den Norden zu fahren, Fairbanks, Yukon. Die ganze riesige Landschaft dort am Rande der Zivilisation ist absolut einmalig und überwältigend. Die Grizzlies sind riesengroß, dank der Lachse. Und dann die weiteren Höhepunkte: Juneau, der fabelhafte Glacier Bay National Park, die Inside Passage mit der Ferry (vielleicht das größte Erlebnis, das ich hatte), die tolle Insel Vancouver Island, das wunderschöne und liebenswerte Vancouver. Die Rockies mit dem Mt. Revelstoke als einem wirklichen Highlight, die großen, berühmten Parks in den Rockies, die vielleicht etwas weniger geboten haben als ich erwartet hatte (und die Erwartung war riesig), zumindest weiß ich jetzt genau, wo all die „typischen“ Kalenderfotos gemacht werden. Dann die große Ebene, die Prärie, Saskatchewan mit dem Prince Albert National Park, ein tolles, ganz besonderes  Erlebnis. Gut dass ich diese Schleife gefahren bin, ich hätte einen wesentlichen Eindruck vom Westen Kanadas verpasst. Der wunderschöne Abschluss im Waterton National Park, das war das Pünktchen auf dem „i“.


In Kanada habe ich neun (9!) Nationalparks besucht, dazu kommen die beiden Nationalparks Denali und Glacier Bay in Alaska hinzu, macht elf. Eine ganze Menge unglaublich beeindruckender, schöner, gewaltiger Natur Es hat alles gepasst, es gab keinerlei Enttäuschung, es gab unterschiedliche Erwartungen und überraschende neue Erfahrungen. So solls auf Reisen sein. Was ich anders machen würde? Mehr Zeit in Alaska, sonst eigentlich gar nichts. Selbst die Jahreszeit war insofern ok, als ich die Mücken „verpasst“ habe. Da war nichts, gar nichts, nirgendwo. Ansonsten wäre es wohl etwas früher im Jahr noch besser gewesen, aber eben auch voller wegen der Saison, der Ferien dort. Die Ruhe in den Parks jetzt Anfang September war himmlisch. So hat alles stets seine zwei Seiten. Und über das Wetter kann ich schon gar nicht klagen. Die schlechten Phasen waren doch nur sehr gelegentlich und eigentlich recht selten, mal abgesehen von den Regionen (Pazifikküste), wo der Regen schlicht dazu gehört. Aber selbst in Juneau hatte ich Sonnenschein!

And so in a word: Alaska, Canada 2012 - AWESOME !

... und doch noch ein paar neue Fotos - nur hier im Blog! (vom Head-Smashed-In Buffalo Jump World Heritage)

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